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„Internationales Chorzentrum“

2. Dezember 2011

Hannoversche Christuskirche wird zur Heimstadt für den Mädchenchor – und bleibt weiter auch Gotteshaus

Der hannoversche Baumeister Conrad Wilhelm Hase hatte die Christuskirche im Jahr 1864 gebaut. Das Baudenkmal gilt als stilbildend für zahlreiche Gotteshäuser in Deutschland.

Norddeutschlands größte neugotische Backsteinkirche, die Christuskirche in Hannover, soll zu einem „Internationalen Chorzentrum“ umgebaut werden. In der evangelischen Kirche aus dem Jahr 1864 soll der Mädchenchor Hannover anlässlich seines 60-jährigen Bestehens im Jahr 2012 eine feste Wirkungsstätte bekommen.

„Das ist ein wichtiger Meilenstein für Stadt und Land“, sagte die Leiterin des Mädchenchores, Professorin Gudrun Schröfel, bei der Vertragsunterzeichnung. Der Chor gilt als führendes Ensemble seiner Art in Deutschland. Zugleich sollen internationale Gastchöre in der umgebauten Kirche auftreten. „Das Projekt hat deutschlandweite Ausstrahlung“, betonte Schröfel. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt 2,1 Millionen Euro, die von Kirche und Mädchenchor gemeinsam aufgebracht werden sollen. Die Arbeiten sollen im Frühjahr 2012 beginnen.

Architekturbüro hat schon Kirche zu Synagoge umgebaut

Der Umbau der denkmalgeschützten Kirche sei eine besondere Herausforderung, sagte Roger Ahrens vom Architektenbüro „ahrens grabenhorst“. Er will eine treppenförmig aufsteigende Tribüne ins Innere des Gebäudes einziehen, die entweder als Zuschauerraum oder als Bühne genutzt werden kann. Darunter wird ein Probenraum eingerichtet. Die Umbauten sollen so gestaltet werden, dass sie von künftigen Generationen leicht zurückgebaut werden könnten, betonte Ahrens. Das Architektenbüro, das Roger Ahrens zusammen mit Gesche Grabenhorst betreibt,  hatte bereits die frühere evangelische Gustav-Adolf-Kirche in Hannover zur einem Gemeindezentrum mit Synagoge für die liberale jüdische Gemeinde umgebaut.

Zentrales Element des Umbaus ist die Integration des 160 Quadratmeter großen Probenraums im Innenraum der Kirche. Durch den Umbau erhält die denkmalgeschützte Kirche neben ihrer eigentlichen Funktion als Gotteshaus eine neue sinnstiftende Nutzung als multifunktional nutzbarer Raum für Musik und Theater. Altes und Neues ergänzten sich zu einem „kraftvollen, identitätsstiftenden Ensemble“, hieß es bei der Vorstellung der Pläne. Auch im angrenzenden Gemeindehaus werden als Büro- und Sozialräume sowie zu Probenräumen für Chor und Stimmbildung umgebaut.

Eine Sanierung der Kirche könne sich die Gemeinde ohne das Chorprojekt nicht leisten, sagte Gemeindepastor Matthias Grießhammer bei der Vertragsunterzeichnung. Er betonte, seine Gemeinde werde auch weiterhin ihre Gottesdienste in der Christuskirche feiern. Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann unterstrich, dass die Neugestaltung auch für Theologen ein spannendes Unterfangen sei. Museales Denken helfe nicht weiter, wenn es darum gehe, neue Perspektiven für Kirchen zu finden.

Die Christuskirche wurde vom hannoverschen Architekten Conrad Wilhelm Hase (1818-1902) als Residenzkirche des hannoverschen Königs Georg V. errichtet. Sie wurde stilbildend für zahlreiche Kirchbauten in ganz Deutschland. Seit 1980 gilt sie als „Baudenkmal von nationaler Bedeutung“. Sie war vor gut zwei Jahren komplett ausgeräumt worden, weil sie dringend saniert werden musste. Vorübergehend wurde die Kirche im Jahr 2009 als Kunstobjekt „Garten.Eden.Kirche“ im Rahmen des Projekts Gartenregion Hannover bepflanzt.

Die Kirche wird nach dem Umbau über die Seitenportale betreten. Es soll auch keine Kirchenbänke mehr geben. Hannovers Kulturdezernentin Marlis Drevermann sagte, der Chor habe schon seit längerer Zeit nach geeigneten Räumen gesucht, ähnlich wie sie dem renommierten Knabenchor bereits zur Verfügung stünden.

epd / Evangelische Zeitung 48/2007, Seite 4

Informationen zur Christuskirche

Die Christuskirche in Hannover befindet sich im Stadtteil Nordstadt nordwestlich des Klagesmarktes. Sie wurde 1859–1864 von Conrad Wilhelm Hase als Residenzkirche Georgs V. erbaut. Der neugotische Backsteinbau ist der erste Kirchenneubau Hannovers nach 1747 und Musterkirche nach dem Eisenacher Regulativ, einer 1861 herausgegebenen Empfehlung zur Gestaltung von Kirchenbauten. Bis heute besteht über das Patronat von Ernst August Prinz von Hannover Kontakt zum ehemaligen hannoverschen Königshaus.

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